Systemische Traumatherapie (STT)

Bei dieser Methode wird EMDR in Kombination mit verschiedenen Zusatztechniken, wie zum Beispiel imaginativen Verfahren, angewandt, um unbewusste und nicht erinnerbare Traumata aufzuspüren und aufzulösen.

Unbewusste Traumata machen sich oft wiederholt bemerkbar, ohne dass die betroffene Person die Ursache bewusst erkennen kann. Es kann vorkommen, dass man sein ganzes Leben lang das Gefühl hat, immer wieder in die gleichen Situationen zu geraten, mit denselben Problemen konfrontiert zu sein oder auf ähnliche Menschen zu stoßen, ohne genau zu wissen, warum das passiert.

Nicht erinnerbare Traumata umfassen oft Erlebnisse, die vor dem vierten Lebensjahr stattgefunden haben. In dieser frühen Lebensphase speichert das Gehirn Erfahrungen in Form von Bildern, Emotionen und Körperempfindungen, da sich die linke Gehirnhälfte, die für Zeit, Raum, Logik und Vernunft verantwortlich ist, erst später vollständig entwickelt. Ereignisse, die in dieser Zeit stattfinden, werden oft nicht rational verarbeitet und können zu tiefen emotionalen Prägungen führen.

Besonders frühkindliche Erlebnisse oder auch vorgeburtliche Geschehnisse können zu sogenannten Fehlprägungen führen. Wenn ein Kind in eine für es existenziell bedrohliche, ausweglose Situation gerät, in der es sich hilflos, ungeliebt oder wertlos fühlt, kann es diese Überzeugungen unbewusst mit in sein Erwachsenenleben nehmen. Das Verhalten des „erwachsenen Kindes“ entspricht dann oft noch den fehlerhaften Glaubenssätzen aus der Kindheit wie:

„Ich bin nicht sicher, hilflos, werde nicht geliebt und bin es nicht wert.“

In der therapeutischen Arbeit mit EMDR gilt es, diese Prägungen zu erkennen, zu korrigieren und die emotionalen Belastungen von damals zu lösen. Dabei werden mit dem Erwachsenen von heute angemessene Denk- und Verhaltensweisen erarbeitet und verinnerlicht, um ein neues Selbstbild zu etablieren, das der Realität entspricht und frei von alten Mustern ist.

Trigger, also Auslöser, die im Hier und Jetzt auf dieses frühkindliche Trauma reagieren, können sein:

  • Bilder
  • Gefühle
  • Gedanken
  • Körperempfindungen
  • Stress

Wenn diese Trigger aktiviert werden, können sie intensive Reaktionen hervorrufen, wie zum Beispiel Flashbacks (blitzartige Erinnerungen), emotionale Ausbrüche (Angst, Verzweiflung, Wut) oder körperliche Symptome (Herzrasen, Schwitzen, Zittern). Diese Reaktionen erscheinen oft überraschend und sind für die Betroffenen schwer erklärbar, da die zugrunde liegenden Traumata unbewusst wirken.

Durch EMDR und die gezielte Arbeit an diesen Triggern können alte Wunden geheilt, negative Glaubenssätze transformiert und ein neues, stabiles Selbstbewusstsein entwickelt werden.

 

 

Anwendungsbereich

psychische Störungen:


  • Abhängigkeitssyndrom
  • Angst- und Zwangsstörungen (Angst vor dem anderen Geschlecht, Angst vor Kontrollverlust, Panikattacken, Prüfungsangst, Phobien, Wasch- und Putzzwang)
  • Depressionen
  • Ess-Störungen (Magersucht, Adipositas)
  • Partner- und Beziehungsprobleme
  • Psychosomatische Erkrankungen

Nichterinnerbare Themen können sein:

  • Abtreibungsversuch
  • Adoption
  • Brutkasten, Kinderklinik
  • Emotionale, körperliche, sexuelle Gewalterfahrung
  • Erkrankungen und Operationen
  • Frühzeitige Trennung von der Mutter
  • Schwere Geburt
  • Soziale und emotionale Vernachlässigung
  • verlorener Zwilling
  • Verlust einer Bezugsperson